Die Gewerkschaften sind ehemals aus der Arbeiterbewegung hervorgegangen, sie hatte die Gleichberechtigung der Arbeiterklasse oder die konkrete Verbesserung ihrer Lebensbedingungen zum Ziel.

Somit setzten sich die etablierten Gewerkschaften seit Bestehen für bessere Löhne, Arbeitsbedingungen, mehr Mitbestimmung, Arbeitszeitverkürzungen und teilweise auch für weitergehende Gesellschaftsveränderung ein, unter anderem auch durch Mitwirkung bis in die Politik. 

Sie schließen als Verhandlungspartner von Arbeitgebern oder deren Verbänden Tarifverträge ab und führen dazu Arbeitskämpfe, mit Hilfe von Streiks und Boykotts.

Die Gewerkschaften versuchen, die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten, einen möglichst großen Teil der Unternehmensgewinne als Lohn und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen an die Belegschaft zu verteilen.

Dagegen vertritt die Geschäfts- oder Unternehmensführung oder deren Verbände die Interessen des Unternehmers oder der Aktionäre, die natürlih möglichst hohe Gewinne erwirtschaften wollen, als ausgeschüttete Dividende und neue betriebliche Investitionen.

Wer die Semantik dieser Beschreibung deutet weiß dass ein hoher Grad an Organisation und vor allem eine große Anzahl von Mitgliedern notwendig ist, um Druck gegenüber der mächtigen Lobby der Arbeitgeber aufbauen zu können und damit seine Interessen durchzusetzen. Doch wie sieht es real aus?

Maßvolle Tarifabschlüsse für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Jenes „deutsche Modell“, durch jahrelange Lohnzurückhaltung die Marktposition zu verbessern, galt als Vorbild für EU-Staaten wie Spanien, Italien und Griechenland.

Falsch! Sagte auch Ökonom Heiner Flassbeck bereits 2010.

Das deutsche Lohndumping ist schuld daran, dass die Währungsunion schon lange immer wieder vor Zerreißproben stehe. Diese deutsche Lohn-Bescheidenheit ist für eine wachsende Zahl von EU-Staaten keine vorbildliche Lösung, sondern ein riesen Problem.

Durch systematisches Lohndumping gräbt Deutschland kontinuierlich den anderen EU-Staaten Marktanteile ab. Als die größte Volkswirtschaft der Währungsunion habe die Bundesrepublik ihren globalen Marktanteil zwischen 2000 und 2020 nicht nur stabilisiert, sondern massiv ausgebaut, während die anderen dramatisch verloren haben. Dies drückt sich zum vierten Mal in Folge im 7,5% betragenden Exportüberschuss aus. Auch 2019 erzielte Deutschland den weltweit größten Überschuss in der Leistungsbilanz mit umgerechnet rund 293 Milliarden Dollar, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Christian Grimme vom Münchner Ifo-Institut.

Und hier beginnt der Suizid der Arbeitnehmervertreter, die Gewerkschaften haben aus Angst, diesem Dumping nichts entgegen gestemmt. Im Fokus Arbeitsplätze zu erhalten und die Wirtschaft zu stärken denn, so der Glaube, eine starke Wirtschaft produziere sichere und lukrative Arbeit. Heute wissen wir, auch durch zuwirken der Politik u.a. mit der Agenda 2010, die Wahrheit sieht 2020 ganz anders aus!

Die Arbeitgeberseite hat einen hervorragenden Job gemacht und die Gewerkschaften die Trends schlicht verpennt! Am schlimmsten ist, dass die Gewerkschaften sich noch immer nicht globalisiert haben! Gegen die globale Macht der Standort- oder Produktionsverlagerung sind sie nahezu machtlos.

Wir haben annähernd Vollbeschäftigung, erkauft durch prekäre Beschäftigung,  mit derzeit allein 7,5 Mio. Mini-Jobs. D.h. keine Sozialversicherungsbeiträge, also auch kein Beitrag zur Rente!!!

Übrigens auch mit den jetzigen Beschlüssen den Mindestlohn stufenweisen bis 2022 auf 10,45 Euro ansteigen zu lassen, liegt dieser weiter unter der offiziell anerkannten Armutsrisikoschwelle und das in einem der reichsten Länder weltweit.

Rang Land Vermögen in Mrd. US$ (2019)[2]
Welt 360.603
1 Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten 105.990
2 Volksrepublik China Volksrepublik China 63.827
3 Japan Japan 24.992
4 Deutschland Deutschland 14.660

Nun hat z.B. der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) seit 2000 die Mitgliedszahlen von rund 7,8 auf 5,9 Millionen reduzieren können, diese Glanzleistung ist der jahrelangen Mimimi Haltung der Funktionäre gezollt! „Bloß keine Streiks, das kostet zu viel und bringt zu wenig…“ „Wir wissen nicht ob wir das überhaupt durchhalten…“ etc. und zum anderen des völlig fehlgeleiteten Marketing bei der Präsentation der teils unterirdischen Abschlüsse. Aktuelles Beispiel: VERDI fordert für den öffentl. Dienst (öD) 4,8% mehr Gehalt und noch ein paar Goodies, raus kommen fürs Laufende Jahr 0,96%, eine Laufzeit von 36 Monaten, und für 2021 1,4% was letzten Endes inflationsbereinigt einer Nullrunde entspricht!

DIESES ERGEBNIS WIRD NACH WIE VOR ALS ERFOLG VERKAUFT!!!

Dafür haben Beschäftigte im öffentlichen Dienst die Arbeit niedergelegt, unter anderem in Kitas, Kliniken und bei der Müllabfuhr. Also quasi die öffentliche Infrastruktur lahmgelegt!!! 

Wen wundert es das die Mitglieder weglaufen, ich jedenfalls kann nur noch den Kopf schütteln und mich selbst fragen, lohnt es überhaupt noch in der Gewerkschaft zu sein?

Einmal klare Kante liebe Sekretärinnen und Sekretäre, liebe Funktionäre, Vorstände und Vorsitzende! Klare Bekenntnisse zur Lage! Nennt Ross und Reiter! Hört auf Dinge schön zu rechnen, wenn ich eine Laufzeit über 36 Monate vereinbare, laufendes Jahr 1,5%, Jahr eins 1 ,5% und im letzten nochmal 1,5%, zum Teufel, dann kann ich doch nicht vor die Mitglieder treten und sagen:“Toll! Wir haben 4,5% rausgeholt.“ 

Ich muss Arsch in der Hose haben und klar sagen, der Organisationsgrad ist zu schlecht um wirkungsvoll zu Streiken, daher ist kein besseres Ergebnis erzielt worden, wir sind froh grösseren Schaden abgewendet zu haben! 

Ich hätte es mir niemals vorstellen können, doch mein Gewerkschaft-Mitgliedsausweis liegt vor mir und ich überlege die Formulierung meiner Kündigung, das nach über 30 Jahren überzeugter und aktiver ehrenamtlicher Tätigkeit! 

Ohne Gewerkschaften mag es nicht besser werden, doch mit offensichtlich auch nicht mehr. doch aus meiner Überzeugung heraus kann ich diesem Treiben nichts mehr entgegensetzen und es schon gar nicht unterstützen!