Auf Demonstrationen hetzen derzeit Verschwörungstheoretiker, Aluhutträger und Rechtspopulisten gegen die von der Bundesregierung ergriffenen Corona-Maßnahmen. Die Theorien zum Thema Sars-CoV-2 werden teils immer hanebüchener. Der Fantasie der Bild-Zeitung lesenden „Garten-Nazis“ sind offenbar keine Grenzen gesetzt.

Vielen der gerade für Schlagzeilen sorgenden Aluhutträger glauben, sie hätten die absolute und einzige Wahrheit gepachtet und viele Mütter Beimer und der durchschnittliche deutsche (verschwörungs) Theo plappern die Behauptungen ungeprüft nach und/oder verbereiten diesen Unfug in den Social-Media. Und obwohl öffentliche Kundgebungen untersagt werden, kommen Menschen entgegen den Empfehlungen zusammen, um gegen die Corona-Eindämmungsmaßnahmen der Regierung zu demonstrieren.

Nun stellt sich die Frage zu Recht: Ist Corona gefährlicher, gar tödlicher als eine Grippe.

Das Coronavirus sei harmlos. Die Idee von einer „normalen“ Welle ähnlich der Grippe bzw. einer harmlosen Erkältung hielt sich am Anfang der Pandemie sogar unter Fachleuten hartnäckig. Alles nur Hysterie, die Maßnahmen völlig überzogen hieß es.

Hand in Hand mit rechtsradikalen Gedankengut gehen auch linksextreme Ideen. Ein etwaiger Zusammenbruch der Gesellschaft solle genutzt werden, um zu plündern und zu sabotieren. Auch Islamisten versuchen, die Pandemie für ihre Propagandazwecke auszunutzen. Für sie ist das Coronavirus der Soldat Allahs.

Gott! Wie viele selbsternannte Virologen und Fachleute es auf einmal gibt, gerade bei Youtube häufen sich die kritischen Äußerungen von profilneurotischen Selbstdarstellern und angeblichen Ärzten. 

Doch nun zu den Fakten:

Die Mortalität oder Sterberate, damit ist die Rate der Todesfälle unter allen Virusinfizierten gemeint, beziehungsweise wie viele aller mit einem bestimmten Virus infizierten Personen letztlich versterben.

Diese Rate liegt bei den jährlich auftretenden Influenzawellen bei 1 bis 2 Verstorbenen auf 1.000 Infizierte, also 0,1 bis 0,2 Prozent.

Das bedeutet dass bei bis zu 14.000.000 (14 Millionen) Infizierten in Deutschland, die durchschnittliche Sterberate bei bis zu 25.000 Menschen liegt. 

Im Vergleich dazu sind aktuell knapp über 170.000 Fälle von Sars-CoV-2, oder Covid19 (Corona) in Deutschland nachgewiesen , über 7700 Menschen starben bis jetzt (stand 13.05.2020).

Hier ist also rein rechnerisch die Mortalität bei einem Faktor von rund 4,5%. Übrigens ist diese Mortalität in den USA derzeit bei fast 6%. Wir sollten also unserem, im internationalen Vergleich doch noch recht guten Gesundheitssystem, Dank zollen.

Allerdings muss man bei dem Vergleich der Daten vorsichtig sein. Denn die Zahlen werden unterschiedlich erhoben. Bei der Grippe wird eine sogenannte Übersterblichkeit erhoben. Das heißt, die Wissenschaftler schauen, wie viel Menschen mehr sterben, wenn die Grippesaison läuft, als in den restlichen Monaten des Jahres. Im Fall von SARS-CoV-2 schauen wir aber die Sterblichkeit bei gesicherten Infektionsfällen an. Weil Ansteckungen mit dem Coronavirus derzeit regional sehr unterschiedlich auftauchen, kann man aus diesen Daten vorerst kaum einen verlässlichen Wert für ganz Deutschland errechnen. Nach den bisher bekannten Zahlen ist das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 laut Robert-Koch-Institut (RKI) trotz allem tödlicher als die Grippe. Wie viel höher die Sterberate ausfällt, wird man aber erst nach dem Ende der Epidemie sehen, zudem sagte Ende April der Präsident des Robert Koch-Instituts Lothar Wieler: „Wir gehen davon aus, dass mehr Menschen an dem Virus gestorben sind, als eigentlich gemeldet.“ 

Spielen wir also mit diesen generierten, wenn auch unsicheren Termen:

Hätte die Regierung die Maßnahmen nicht ergriffen und sich ähnlich der Influenza 14.000.000 Menschen in Deutschland infiziert, dann wären also 644.000 Todesfälle zu beklagen! Nur um es rund zu machen, von 100 Infizierten Patienten kommt es bei 15 zu schweren Verläufen! Der auf Grund dieser Tatsache mit Sicherheit zu erwartende Kollaps des Gesundheitssystems ist hier nicht berücksichtigt.

Läge die Mortalität durch den Kollaps der medizinischen Versorgung, wie in anderen Ländern bei  15%, würden wir 2.100.000 Tote beklagen!!! Das wäre ein Kollateralschaden von mehr als 2,5% der Gesamtbevölkerung Deutschlands!!! 

Übrigens für alle Aluhut-Träger nochmal aufbereitet, Schweden und England sind derzeit am schlimmsten Betroffen. Schwedens Mortalität liegt bei 12,15%, England 14,15%. Diese Länder werden ja gerne wegen der nicht ergriffenen Maßnahmen bzw. weniger starken Einschränkungen der Grundrechte, als Vorbild genannt.

Um es klar zu sagen, denn dieses Argument wird ja gerne genannt, je nach Datensatz erscheint eine Übersterblichkeit zwischen 10 und 19 Prozent im Verhältnis zu den Vergleichsmonaten der letzten fünf Jahre möglich, heißt es. Im Pandemie-Hotspot Italien zeigt eine Studie eine Übersterblichkeit von bis zu 578 Prozent!!!

Bei diesen Zahlen und Rechenspielen empfinde ich jedenfalls die ergriffenen Maßnahmen der Bundesregierung als angemessen und keinesfalls Übertrieben.

Hier zeigt sich einmal mehr, gemeckert wird sowie so.

Was hätten die Zweifler wohl zu sagen, wenn wir 2,5% der Bevölkerung verlieren würden?

Wie groß wäre dann zu Recht der Aufschrei?

Was bringt all das hinterfragen? Wenn doch die Statistik uns zeigt, die Einschränkungen funktionieren! Wir stehen gut da!

Es ist für mich verstörend und beschämend die Gesundheit und das Überleben von Menschen, egal ob sie nun alt und krank sind, derart den Interessen der Industrie und Wirtschaft unter zu ordnen. Ist unsere Gesellschaft tatsächlich so verroht und egoman geworden? Natürlich ist es brutal wie Arbeitsplätze und Existenzen sterben, natürlich dürfen wir auch diese Mortalität des Virus nicht verharmlosen oder gar bestreiten, doch müssen Menschenleben meines Erachtens, immer übergeordnet bleiben!   

Umso wichtiger ist es in der Krise zusammen zu halten und die Menschen deren Existenzen bedroht sind zu unterstützen, statt in wirren Theorien die vermeintlich Schuldigen zu suchen und uns zu radikalisieren, damit ist nämlich niemanden geholfen!