Herr Spahn fragte die Kritiker der in Deutschland ergriffenen Corona Maßnahmen in welchem Land besser mit der Krise umgegangen wird und wo sie derzeit lieber Leben würden. Eine Antwort bleiben sie jedoch schuldig.
Und bei allem, was uns zurzeit in der Politik bewegt, bei aller Fassungslosigkeit über manche Vorgänge und berechtigten Sorgen und Ängsten ist unsere Geschichte, die Geschichte der Bundesrepublik, dennoch eine Erfolgsstory.
Aus dem Land, welches nach den Weltkriegen nur durch die Gnade der Alliierten und Kriegsgegner überhaupt noch eine letzte Chance bekam, ist ein Ort geworden an dem sich Millionen sehnen leben zu dürfen.
Sicher ist, es können nicht alle kommen, aber dass so viele kommen wollen, verstehe ich jedenfalls als Auszeichnung.
Diese flächenmäßig recht kleine Land, ist mittlerweile eine der größten Exportnationen der Erde – sicher Ergebnis von Tugendhaftigkeit und Ingenieurskunst. Unsere parlamentarische Demokratie, unser Grundgesetz sind vorbildlich. Ein Gesundheitssystem das seinesgleichen sucht und eine Freiheit wie in kaum einer anderen Nation. Durch unsere oft gescholtene Politik und den deutschen Einfluss auf die Europapolitik ist unser Vaterland trotz allem seit sieben Jahrzehnten ohne Krieg.
Aus der deutschen Schuld erwuchs in Vielen von uns dieses tiefe Bewusstsein für die historische Verantwortung. Nur einige wenige Narren bezeichnen das „Dritte Reich“ als „Vogelschiss“, doch Deutschland ist ein Gemeinschaftsprojekt, dem jeder dient – und sei es wie in diesem Fall als schlechtes Beispiel.
Genau dadurch, das die Mehrheit in Deutschland es so sieht, haben wir uns letztendlich auch den Respekt der Weltgemeinschaft erarbeitet.
Doch ist die Frage ist ein gewisser Nationalstolz richtig oder gar wichtig? Diese Frage beschäftigt mich! Kann man stolz sein Deutscher zu sein? Ist es eine Frage der Identität?
Das ist unmöglich, sagte einst Altbundespräsident Johannes Rau im Jahr 2001. Froh oder dankbar könne man über die Staatsangehörigkeit sein, stolz aber nur auf etwas, was man selbst geschaffen habe. Demnach könnte ich doch nie stolz auf meine Mutter oder meinen Vater sein.
Eben dieser Johannes Rau, ohne Zweifel ein Patriot, äußert nunmehr vorsichtig: „Ja, wir können sehr wohl stolz darauf sein, Deutsche zu sein – weil wir alle gemeinsam das Land geschaffen haben und schaffen.“
Wenn es also so ist das man darauf stolz sein könnte weil man etwas für die Gemeinschaft getan hat, oder sich besonders bemüht hat ihr anzugehören, dann muss doch Schauspieler Kida Ramadan („Tatort“, „4 Blocks“) der in einem Berliner Asylbewerberheim aufwuchs, nachdem seine Familie 1977 vor dem Bürgerkrieg aus Beirut geflohen war, stolz wie Bolle sein.
Zitat Kool Savvas:“ Wenn man sich anschaut, welche Strapazen die Flüchtlinge, bis zum Tod, auf sich nehmen, um in Sicherheit leben zu dürfen, dann weiß man, dass sie dies tun, weil sie wirklich in Gefahr sind und es für sie und ihre Familien um alles geht.“
Und all diese Strapazen nehmen einige Menschen auf sich, einzig um Deutsche zu werden? Wie stolz muss man denn sein, wenn man es geschafft hat? Worauf genau soll klein Franki jetzt stolz sein? Er ist einfach nur zufällig hier geboren, ist nicht auf einem rostigen Kahn über tosende Wogen gekommen, hat keine 500 km Fußweg hinter sich gebracht.
Doch natürlich bin ich stolz! Z.B. auf die Verdienste meiner Familie, auf die politischen Aktivitäten, den Kampf meines Großvaters für die Rechte der Arbeiterklasse und gegen die Nazis. Das Vermächtnis meiner geliebten Mutter, ihr immer währender Einsatz für die Schwachen. Ich bin auch stolz auf meine eigene Leistung und darauf was ich bis jetzt geschafft habe, es ist ein riesen Glück in diesem Land geboren zu sein und eine Ehre hier leben zu dürfen!
Ich bin überzeugt, wir schaffen auch die Coronakrise!
Mit der Zeit gähnt man über vieles, über das man einst geseuftzt hat!