Während vor einigen Jahren noch kritische Fragen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Erderwärmung und Klimawandel im Mittelpunkt gestanden haben, gib es zunehmend nur noch Diffamierungen und Einschüchterungsversuche gegen die Faktenbasierte wissenschaftliche Berichterstattung. Die Klimaerwärmung wird durch Populismus im öffentlichen Diskurs verharmlost, die Bedrohungen heruntergespielt. 

Im Sommer 2023 häufen sich die Meldungen über immer neue Wetterextreme: Waldbrände in Italien, Dauerniederschlag in den Alpen, Überschwemmungen in Griechenland. Dazu der, global gesehen, heißeste Juli seit Beginn der Aufzeichnungen. Immer öfter spielt die Klimakrise nun auch in den Wetternachrichten eine Rolle – sie zu ignorieren, ist eigentlich nicht möglich.

Gerade rechtspopulistische Parteien haben es sich zur Bestimmung gemacht, die wissenschaftlich etablierten Positionen anzugreifen, die Idee dahinter ist offenbar so eine Art von ‚Anything goes‘-Charakter zu kreieren. Das bedeutet, wenn man nichts mehr glauben kann, nicht mal mehr der wissenschaftlichen Datenlage, dann kann ich die Leute mit allem füttern. Ziel sei es, dafür zu sorgen, dass wissenschaftliche Fakten nicht weiterverbreitet werden. Es heißt immer öfter, es würde bezahlte Propaganda verbreitet und die Klimakrise über dramatisiert werden, man soll runterkommen von linksgrünen Ideologien. Vor allem in sozialen Netzwerken verschärft sich der Ton deutlich.

Doch wenn Fakten nicht mehr ernst genommen und weichgekocht werden, dann haben wir ein gewaltiges Problem in unserer Gesellschaft, das weit über die Thematik der Wissenschaftsleugnung hinausgeht.

Dabei lassen sich typischerweise zwei Gruppen von Feindbildern unterscheiden: Einerseits politische, ökonomische oder kulturelle Eliten, die in ein antagonistisches Verhältnis, also in einen feindschaftlichen Gegensatz, zum „einfachen Volk“ gesetzt werden: „Wir“ gegen „die da oben“. Diese Eliten werden als abgehoben, korrupt, selbstsüchtig und nur am eigenen Machterhalt interessiert dargestellt. Wobei diese These sich leider nicht ganz von der Hand weisen lässt, hier hat natürlich der Lobbyismus in manchen Bereichen seine Schuldigkeit beigetragen.

Ein beinahe immer anzutreffendes Merkmal des Populismus ist aber seine Abhängigkeit von charismatischen Führungsfiguren. Kaum eine populistische Partei kommt ohne einen selbsternannten „Volkstribunen“ aus, der als Gesicht und Aushängeschild dient. Diese Anführer versuchen, über die Medien in eine möglichst direkte Beziehung zu ihrer Zielgruppe zu treten, wobei sie sich eines festen Kanons aufmerksamkeitserregender Stilmittel bedienen: radikale Lösungen für komplexe Probleme, gezielte Tabubrüche und Provokationen, Personalisierung, Emotionalisierung sowie das Schüren von Angst und Hass auf „die da oben“ oder „die anderen“.

Es ist daher kein Wunder, dass die meisten populistischen Bewegungen und Parteien mit einer bestimmten Person verbunden werden: Die Beispiele von Haider in Österreich oder Schill in Deutschland zeigen, dass mit dem Wegfall der „Anführer“ oft auch die dahinterstehende Organisation zusammenbricht.

Problematisch ist, dass bei Populisten eine Art „Führerdemokratie“ beschrieben ist. Ein charismatischer Führer gibt vor, er selbst wisse besser als alle anderen Politiker, was „das Volk“ will und was dessen Interessen sind. Er gibt vor, diesen vermeintlichen Volkswillen gegen alle Widerstände durchzusetzen, ohne „faule Kompromisse“. Ein bekannter Führer ist hier Trump.

Eine moderne pluralistische Demokratie hingegen erkennt an, dass es in modernen Gesellschaften eine Vielfalt unterschiedlicher Meinungen und Interessen gibt, die im politischen Prozess miteinander austariert werden müssen. Dies führt häufig zu politischen Kompromissen, leider teilweise auch faulen, die in der Regel komplex sind, nicht immer allen einleuchten und selten alle Seiten vollständig zufriedenstellen – dafür aber meist auch keine Meinungen und Interessen komplett außer Acht lassen und keine Minderheitenrechte ignorieren. 

Hieraus leitet sich die Abwehrhaltung gegenüber Klimafakten ab, Viele sehen diese gar nicht als wissenschaftliche Fakten, sondern als Vertretung einer politischen Ideologie, die grün gefärbt ist. Sie sehen sich in ihrer eigenen politischen Überzeugung angegriffen und reagieren dann auch emotional mit Hassbotschaften.

Fakt ist: Nach Aussage der Klimaforscher ist der menschengemachte Klimawandel wissenschaftlich ebenso unumstritten wie die Evolution oder die Plattentektonik.