Ständiges Wirtschaftswachstum ermöglicht den Reichen, immer reicher zu werden, soviel ist schon mal klar, im Idealfall ohne dass dafür zwangsläufig die Armen ärmer werden müssen.

Der materielle Wohlstand, für die Bevölkerung sollte natürlich steigen, wenn die Wirtschaft wächst.

Oder ist eine stetig wachsende Wirtschaft bei näherem Hinsehen geradezu ein Schreckgespenst?
Ein konstantes Wachstum von 3% im Jahr, welches sich unsere sogenannten Wirtschaftsexperten wünschen, bedeutet:

•eine Verdoppelung nach ca.16 Jahren
•eine Verzehnfachung nach ca. 33 Jahren

Es ist völlig unrealistisch zu glauben, dass es technisch möglich sein wird, den doppelten- oder gar 10-fachen Produktionsumfang mit dem gleichen oder gar sinkenden Energie- und Rohstoffeinsatz zu realisieren. Einsparungen sind in den Bereichen Energie- und Rohstoffeinsatz nur noch begrenzt möglich, da sich die Wirkungsgrade vieler Prozesse heute schon im maximal optimierten Bereich bewegen. Mehr als 100% Wirkungsgrad lassen sich logischerweise nicht erzielen.

Statt also dem auf lange Sicht Verderben bringenden ständigen Wachstum hinterher zu jagen, wäre es wohl erheblich klüger, endlich einmal das zu tun, wofür wir ursprünglich den ganzen Technikzauber erfunden haben, nämlich weniger und in gemütlicherem Tempo zu arbeiten und hinterher genüsslich und ohne Hast die Annehmlichkeiten des Fortschritts zu genießen. Statt dessen fordern Politiker und Arbeitgeberverbände in schöner Einhelligkeit, wieder mehr und länger zu arbeiten.

Nun zur Realität (von Frau Wagenknecht auf den Punkt gebracht):

Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung haben rund 40 Prozent der Bevölkerung heute weniger Geld zur Verfügung als Ende der 90er Jahre. Bei den unteren 20 Prozent der Einkommenspyramide gingen die Bruttojahreslöhne seit Beginn der 90er Jahre sogar um mehr als ein Drittel zurück. An diesem Trend hat auch die Einführung des Mindestlohns kaum etwas geändert, da einige Vollzeit-Geringverdiener seitdem weniger arbeiten.
Die deutsche Wirtschaft wächst und – trotzdem werden Millionen Menschen in diesem Jahr nicht mehr, sondern weniger Geld im Portemonnaie haben. Denn nur noch jeder zweite Beschäftigte arbeitet unter dem Schutz eines Tarifvertrags. Auch die Zahl der Betriebsräte nimmt ab. Ob im Handel oder Gastgewerbe, auf dem Bau, im verarbeitenden Gewerbe oder der Logistikbranche: Das professionelle Mobbing von Gewerkschaften und Betriebsräten hat ebenso zugenommen wie die Tarifflucht der Unternehmen. Dabei sind gerade Flächentarifverträge sehr wichtig, da sie für fairen Wettbewerb sorgen und verhindern, dass ganze Beschäftigtengruppen sozial „abgehängt“ werden.
Der Mindestlohn müsste auf über 12 Euro brutto die Stunde angehoben werden, damit Beschäftigte im Rentenalter nicht den Gang zum Sozialamt antreten müssen. Dem Lohndumping über Werkverträge, Leiharbeit, Minijobs oder sachgrundlose Befristungen müsste ein Riegel vorgeschoben werden.
Schließlich braucht es mehr wirksame Kontrollen in den Betrieben sowie abschreckende Strafen für Unternehmen, die Mindestlöhne unterlaufen, Bestimmungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz ignorieren oder die Mitbestimmung durch Betriebsräte verhindern.

 

Für Reiche war 2017 demnach ein gutes Jahr. Ein Prozent der Bevölkerung konnte sich 82 Prozent der weltweiten Vermögenszuwächse sichern. Dagegen hatte die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung von dem Wachstum gar nichts. Die Hilfsorganisation Oxfam beklagt auch in Deutschland eine wachsende Ungleichheit. In der Eurozone schneide nur Litauen noch schlechter ab.

Das Vermögen des reichsten Prozents der deutschen Bevölkerung ist in 2017 um 22 Prozent gewachsen!!! Die Einkommensungleichheit ist in Deutschland so groß wie vor gut 100 Jahren!!!

Das daraus auch weitere Probleme wie Flucht und Migration entstehen erschließt sich wohl auch jedem halbwegs intelligenten Menschen:

Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) verzeichnet 60 Mio. Menschen, die auf der Flucht und der Suche nach Frieden, Überleben, Sicherheit und Zukunft sind. Es sind nicht nur Kriege, die die Menschen zur Flucht treiben. Wenn die Agrarpolitik der EU in Afrika die Landwirtschaft zerstört, wenn schwimmende Fischfabriken die Meere vor Afrikas Küsten leer fischen, wenn Multis die regionale Kleinindustrie zerstören, dann wird Millionen Menschen die Existenzgrundlage entzogen und sie werden aus ihrer Heimat vertrieben. Und dann kommt hinzu, dass bereits heute immer mehr Menschen aufgrund von Klimaveränderungen ihre Heimat verlassen müssen.

Da die sog. „Klima-Migranten“ nicht unter die Kriterien der Genfer Flüchtlingskonvention fallen, sind die 20 Millionen Menschen, die heute schon auf der Flucht vor den Auswirkungen des Klimawandels sind, bei den 60 Millionen noch gar nicht enthalten.

Und doch ist das erst der Anfang. Der Klimawandel wird in naher Zukunft die bedeutendste Ursache für Fluchtbewegungen werden, prognostiziert Antonio Guterres, früherer UN-Flüchtlingskommissar und jetziger Generalsekretär der UN. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in den nächsten 30 Jahren 200 Millionen Menschen aus ihrer Heimat flüchten müssen, wenn sich der Klimawandel fortsetzt wie bisher. Etwa 30 der weltweit am wenigsten entwickelten Länder drohen in den kommenden Jahren zu zerfallen.

Die Fluchtbewegungen, die wir heute erleben, sind erst der Beginn. Was wird passieren, wenn ganze Staaten in andere übersiedeln müssen?

So weist das Thema Klimaflüchtlinge in unerträglicher Form auf eine doppelte Ungerechtigkeit hin: während die Ärmsten dieser Welt, die an der Klimaerwärmung unschuldig sind, als Erste heftig durch die Erwärmung getroffen werden, verleugnen die Industriestaaten als Hauptverursacher bisher die Existenz der Klimaflüchtlinge und schotten sich mit geltendem Flüchtlingsrecht dagegen ab. Umweltgifte wie Glyphosat und Insektizide führen in Argentinien und Brasilien – Sojaanbau für die Viehzucht hierzulande – seit Jahrzehnten zu schweren Schäden an Umwelt und Menschen. Jetzt lassen sich die Folgen immer weniger auf den globalen Süden eingrenzen. Und trotzdem: Weiter wie bisher! 

Quelle: isw – sozial-ökologische Wirtschaftsforschung e.V

Fazit:

Eine auf grenzenlosem Wachstum basierende Produktionsweise, deren Triebkraft nicht in der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse liegt, sondern getrieben wird durch Konkurrenz und die Jagd nach maximalen Profit – für den es keine natürliche Obergrenze gibt – wird in dieser begrenzten Welt an ihre Grenzen stoßen, bzw. diese vernichten.

 

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